Die Anfänge der kath. Pfarrbücherei liegen wohl in der Nachkriegszeit des 1. Weltkrieges. Das erste authentische Gründungsdatum ist im Jahre 1924 zu finden, als Pfarrer Bossung die Bücherei beim
Borromäusverein Bonn, der heute noch der Dachverband der kath. öffentlichen Büchereien ist, anmeldete. Die Bücherei hatte damals 1480 Bände und 600 Ausleihen pro Jahr. Im Jahre 1927 wurde ein
Bücherverzeichnis erstellt mit ca. 1700 Buchtiteln, daneben gebundenen Zeitschriften wie „Nach der Schicht“ und „Stadt Gottes“ sowie einer Sammlung von Kalendern. Daneben erschien eine
Büchereiordnung, die in mahnender Sprache Belehrungen über die Benutzung der Bücherei und den Umgang mit den ausgeliehenen Büchern enthielt. Ausleihraum war damals bis 1967 das heutige Zimmer des
Pfarrbüros im Pfarrhaus. Die Bücher dienten vorwiegend der religiösen und kulturellen Bildung und hatten belehrenden und erziehenden Charakter. Sehr beliebt waren damals erbauliche Literatur,
besonders aber auch Biographien bedeutender Persönlichkeiten und Heiligenlegenden.
Im Trend der „Goldenen 20er“ nahm auch bald die Unterhaltungsliteratur einen breiten Raum ein.
In den Kriegs- und Nachkriegsjahren ruhte der Büchereibetrieb. Die Bücher waren im Keller des Pfarrhauses gelagert, vielleicht auch versteckt vor den Zugriffen der Nazis. Als 1947 langsam wieder
die Normalität im Leben der Menschen eintrat, und ein Bedürfnis nach Lesen erwachte, wurde die Bücherei zu neuem Leben erweckt. Die Schulschwester Ingoberta und einige Helferinnen und Helfer
reinigten die Bücher, banden sie in schwarzes und braunes Papier ein und versahen sie mit einem Ausleihcode. Auch neue Bücher wurden angeschafft, so dass bald wieder 2050 Bände in den
Regalen standen. Ausleihe war am Sonntag Vormittag nach der Messe. Da in den folgenden Jahren die Anzahl der Leser, vor allem der Schulkinder, kontinuierlich anstieg und sich der Buchbestand
vergrößerte - 1962 hatte die Bücherei nahezu 2500 Bände - wurde der Raum im Pfarrhaus zu klein. Im Jahre 1967 zog die Bücherei in die heutigen Räume in einen Anbau am südwestlichen Seitenschiff
der Kirche um. Am 16. Juli weihte Bischof Weber den Neubau ein. Die Bücherei erhielt den Namen der Philosophin und später heiliggesprochenen Edith Stein.
Als Schwester Ingoberta 1963 gestorben war, übernahm Schwester Wiltrudis die Leitung der Bücherei. Nach ihrem Tod musste die Pfarrbücherei für einige Zeit geschlossen werden, da niemand zur
Übernahme der Leitung bereit war. In der Folgezeit dienten die Räume der Pfarrei für kleine Veranstaltungen und als Seniorenbegegnungsstätte.
Auf Anregung von Pfarrer Rottenwöhrer wurde 1975 ein Team unter der Leitung von Rosemarie Kribelbauer gebildet, dessen Aufgabe es war, die Bücherei unter neuen Voraussetzungen wieder zu beleben.
Nach der Sichtung und Neuordnung des Buchbestandes und der Anschaffung von rund 600 neuen Büchern konnte im Herbst 1975 dank der Unterstützung durch die Diözese und die Pfarrei die Bücherei
wieder eröffnet werden. Seither stieg die Zahl der Leser ständig. Im Jubiläumsjahr 1984 hatte die Bücherei 4000 Bände. In der Folgezeit kamen noch andere Medien dazu, wie Hör-Kassetten, Videos
oder CDs. Die räumliche Kapazität war nun erschöpft. Viele ältere, nicht mehr aktuelle Bücher mussten herausgenommen werden, um neue einstellen zu können, ein Vorteil: Die Bücherei war nun immer
auf dem neuesten Stand. Im Herbst 1990 berichtete das Saarländische Fernsehen in einem Beitrag der Reihe „Aus christlicher Sicht“ über den modernen Stand der Bücherei und die vorbildliche Arbeit
des Büchereiteams.
Büchereiarbeit muss aber mehr sein als reine Ausleihe. Sie muss Raum bieten für Gesprächs- und Erfahrungsaustausch, sie muss Kinder anregen zum Lesen und Spielen. Dazu wurde im Jahr 2002 die
Edith-Stein-Bücherei renoviert und mit neuen Möbeln völlig neu gestaltet.
Da immer mehr junge Familien mit Kindern die Bücherei aufsuchten, war es notwendig, auch die Leitung an ein jüngeres Team zu übergeben. Im November 2002 löste Judith Schwinn Rosemarie Kribelbauer
ab, die 27 Jahre die Bücherei ehrenamtlich geleitet hat.
Mit Unterstützung der Stadt Bexbach konnte die Ausleihe auf die Verwaltung mit Computer umgestellt werden.
Im Laufe der Jahre hat sich auch die Büchereiarbeit verändert. Wurden in den vergangenen Jahren vorwiegend Bücher und Medien an Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern kamen, ausgeliehen, so
nimmt der Kreis der Leser mittleren Alters und der Senioren neuerdings stärker zu, vielleicht bedingt durch die vermeintlich mangelhafte Qualität der Fernsehprogramme. Andererseits ist aber auch
die demographische Entwicklung dafür eine Ursache.
Trotz der Flut moderner Medien hat das Buch als Kultur- und Bildungsvermittler und als Medium der Unterhaltung und Freizeitgestaltung seine Stellung gehalten. Die Edith-Stein-Bücherei trägt
jedoch auch mit Hörbüchern, Spielen und Zeitschriften modernen Anforderungen Rechnung. Insgesamt hält sie zurzeit 4100 Medien zur Ausleihe bereit. Im letzten Jahr konnten bei 6200 Ausleihen 1100
Besucher registriert werden.
Der Büchereibetrieb wird von 11 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen getragen. An ihrer Spitze steht Judith Schwinn als Leiterin. Dem Team gehören weiterhin an: Margit Bucher, Ute Kauf, Christel
Omlor, Dagmar Thiel, Christine Müller-Bettingen, Ulrike Wittling, Sigrid Nieder, Iris Dellwing, Petra Muno und Hildegard Dörfeld. Ihnen gebührt besonderer Dank für ihre ständige Bereitschaft im
Dienste der Menschen der Pfarrei und der ganzen Stadt Bexbach da zu sein. Die Edith-Stein-Bücherei ist Mitglied beim Borromäusverein Bonn, der die Arbeit der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen
unterstützt und sie in Seminaren und Fortbildungsveranstaltungen berät und weiterbildet.
Die Bücherei ist auch ein wichtiger Faktor im kulturellen Leben Bexbachs. Viele Aktivitäten gehen über den normalen Büchereibetrieb hinaus: Schulklassen besuchen die Bücherei, Bücherkisten stehen
Kitas zur Verfügung, an Vorschulkinder wird der „Büchereiführerschein“ verliehen. Im jährlichen Programm stehen Buchausstellungen, Spiele-Nachmittage für Erwachsene und Kinder, Leseabende und
vieles andere mehr. Die Bücherei begleitet auch mit Anregungen das Leben der Pfarrei im Laufe des Kirchenjahres, z.B. Advent, Weihnachten, Ostern und Erstkommunion. Geplant ist auch eine „Mobile
Ausleihe“ an Menschen, die ans Haus gebunden sind.
Finanziert wird der Büchereibetrieb durch den Trägeranteil der Pfarrei St. Martin, Zuschüsse der Diözese Speyer und der Stadt Bexbach, durch Spenden, den Erlös aus eigenen Aktionen und dem
Jahresbeitrag von 5 Euro pro Familie.
Näheres über die Edith-Stein-Bücherei kann man auch im Internet unter „Pfarreien Bexbach“ auf der Homepage der Bücherei erfahren.
Das Festprogramm des 90-jährigen Jubiläums hat bereits mit einem Spiele-Nachmittag für Erwachsene und Kinder begonnen. Am Sonntag, dem 9.11.2014, wird das Jubiläum im Rahmen eines
Familiengottesdienstes festlich begangen. Mit einem anschließenden Sektempfang wird die Buchaustellung 2014 im Alten Schwesternhaus eröffnet. Am Nachmittag sind die Kinder zum Basteln eingeladen,
und für die Erwachsenen gibt es Kaffee und Kuchen.
Im November ist außerdem ein DVD-Abend im Alten Schwesternhaus geplant mit einem Film über Edith Stein und am 12. Dezember findet im Alten Schwesternhaus der traditionelle Vorleseabend mit
Pfarrer Andreas Münck statt.
Mit dem Bau des neuen Pfarrheimes, in dem die Bücherei untergebracht wird, verspricht sich das Team der Bücherei für die Zukunft noch bessere Möglichkeiten und einen weiteren Aufschwung.
RK